Mit der Carrera Servo startete die Firma Carrera im Jahr 1978 eine neue Ära im Slotcarbetrieb. Zunächst in den Maßstäben 1:60 und 1:32 wurde die Idee lenkbarer Fahrzeuge umgesetzt. 1979 kam noch der Maßstab 1:40 hinzu.
Das Prinzip ist so einfach wie genial. Mit einem Lenkrad am Handregler wird der Motor umgepolt. Die veränderte Laufrichtung bewirkt über ein Lenkritzel einen Richtungswechsel des Vorderradeinschlages. Durch ein zweites Zahnrad in Kombination mit dem Zahnrad auf der Motorachse treibt das Aggregat über Kronräder rechts und links auf der Hinterachse das Fahrzeug immer vorwärts egal in welche Richtung der Motor läuft.
Die Streckenteile bekamen 4 Stromleiter, eine Bande, an der die Autos aufgrund des jeweiligen Lenkeinschlages entlang fahren und eine Führung für die Innenkurven.
Ein Lenkvorgang am Regler lässt also das Auto die Spur wechseln und das überall auf der Strecke, nicht nur auf bestimmten Abschnitten oder Weichen.
Damit sind Überholmanöver und individuelle Ideallinien im Rennen möglich. Fahrspaß ohne Ende!
Wie sich allerdings in der Folgezeit zeigte, war dieser Spaß nicht von Dauer. Auf den kleinen Ovalen und Achten der Grundpackungen stellte sich bald schon Langeweile ein, da man hier seinen Rennwagen einfach immer auf der Aussenspur fahren konnte und es so nur zu Überholmanövern kam, wenn einer der beiden Wagen erheblich leistungsstärker war.
Carrera erweiterte die Spielvarianten durch die sogenannten Hinderniswagen. Durch einen speziellen Adapter auf der Anschlussschiene liess sich ein Fahrzeug auf der Bahn betreiben, welches unabhängig von den Rennteilnehmern stetig seine Runden drehte. Da so nun die Außenspur teilweise belegt war, wurden die Fahrer zu Überholmanövern gezwungen. Hindernisbusse waren außerdem auch in der Lage durch an der Bande angebrachte Leitpfähle die Spur zu wechseln und so die Ideallinie zu befahren. Wer da vorbei wollte musste zwangsläufig auf die schwierigere oder langsamere Spur ausweichen.
Leider zeigte sich auch, dass die Technik der Autos einer gewissenhaften Wartung und Pflege bedurfte, so dass nach der ersten Freude über das System in vielen Spielzimmern Frustration über nicht wirklich gut fahrende Autos aufkam.
Mit diesen Problemen einher ging es auch der Firma Carrera wirtschaftlich nicht mehr so rosig. Von vielen wird daher die Einführung der Servo-Systeme mit dem Niedergang der Firma von Herrn Neuhierl verbunden.
1983 verschwand als erstes die Carrera Servo 132 vom Markt. Mit dem Konkurs der Firma 1985 veränderte sich das gesamte Sortiment. Die Fahrzeuge wurden von der Gestaltung erheblich vereinfacht und auch in der Technik wurde auf einfachere Materialien bzw. billigere Produktion gesetzt. 1996 verschwand auch die Servo160 vom Markt. 1998 wurde die Servo 140 überarbeitet und zur Servo Plus, die dann aber im Jahr 2000 auch vom Markt genommen wurde.
Wer mehr über die Firmengeschichte wissen will, sollte im Buch von Henry Smits-Bode “Carrera 160, 132 Universal, 124 Jet” nachlesen.
Was bleibt?
Die Carrera Servo lebt nach wie vor. Und wer einmal auf einer größeren anspruchsvolleren Bahn einige Runden drehen konnte wird sich nur schwer dem Reiz dieses besonderen Rennbahnsystems verschließen können.